Lesetipps

@Roger Frei, Zürich

E-Booktipp im Dezember

Ein kleines, feines Büchlein über die Suche nach einem Neuanfang - einmal für den französischen Comiczeichner, der in der Abgeschiedenheit die Muse sucht. Auf der anderen Seite eine Angestellte einer Pension mit einem unbekannten französischen Vater und der koreanischen Mutter. Das Buch beschreibt in wunderbaren Bildern die Gegend von Sokcho, das im Winter verschlafen ist und nur die Einheimischen dabehält. Daher bekam ich den Eindruck eines Fischerdorfes, obwohl das mit den ca. 80′000 Einwohnern sicherlich kein Dorf ist. Man bekommt einen Einblick in die Welt von Südkorea, das direkt an der Grenze zu Nordkorea liegt - man rechnet da auch jederzeit wieder mit einem Kriegsausbruch.

 

Eine kurze Lektüre, welches jedoch eine Tiefe hat, die nachhallt - einzigartig geschrieben. Und für mich war das Ende überraschend, ich hatte was anderes erwartet - das war der einzige Wermutstropfen.
 

Ich empfehle die Lektüre neben dem warmen Kamin, mit Tee oder Kaffee, denn die kalte Atmosphäe hat mir ab und an Gänsehaut verursacht - mit Klick auf den Button gelangen Sie wie immer direkt zum Buch auf der Digitalen Bibliothek Ostschweiz.

E-Booktipp im November

Eine spannende Lektüre während dem Ende des 15. Jahrhunderts in Japan, das während dieser Zeit zersplittert war und jeder regionale Kriegsherr um die Vorherrschaft kämpfte.

 

Direkt beim Einstieg gab es für mich sehr viele Parallelen zu Shogun von James Clavell. Vieles war vertraut - manchmal schon fast zu vertraut. Doch nach und nach gab es immer mehr Rückblenden zu der Geschichte von Yasuke, dem afrikanischen Samurai, welche ich sehr interessant, wenn auch sehr hart, gefunden habe.

 

Yasukes Entwicklung, wie er sich selbst sieht, und was die Kultur Japans mit ihm macht, hat mich beeindruckt und auch ein wenig traurig gemacht - denn eigentlich ist der “afrikanische Samurai” auch die Geschichte eines Sklaven, der immer und immer wieder um das Überleben kämpfen musste und schlussendlich immer weitergereicht wurde, bis er in Japan schliesslich als das betrachtet wurde, was er ist: nämlich ein Mensch.

 

Wer gerne historische Romane liest, dem kann ich dieses Buch empfehlen - mit Klick auf den Button gelangen Sie wie immer direkt zum Buch auf der Digitalen Bibliothek Ostschweiz. 

 Buchtipps

Barbara Kingsolver, Die Unbehausten

Ein baufälliges Haus in zwei verschiedenen Jahrhunderten ist der Dreh- und Angelpunkt dieser wunderbaren Geschichte. Was verbindet die Bewohner über die Jahrhunderte hinweg? Sowohl Ende des 19. Jahrhunderts als auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind die Zeiten hart. Die Protagonisten kämpfen um finanzielle und ideelle Unabhängigkeit, suchen nach ihrem persönlichen Glück. Dieses sieht am Ende vielleicht ganz anders aus, als am Anfang erhofft. Ein warmherziger Roman über ungewöhnliche Persönlichkeiten.

 

Alina Bronsky, Essen

Geschichten über das Essen und was es für Alina Bronsky bedeutet.

Essen ist stark mit Kindheitserinnerungen verknüpft. Bei Alina Bronsky, die mit 12 Jahren nach Deutschland emigriert ist, auch mit einem Kulturschock. Weisse Brötchen mit Butter und Marmelade zum Frühstück, in ihrer Heimat völlig undenkbar. Da musste ein Frühstück zwingend warm und zum Löffeln sein. Wer die Romane von Alina Bronsky kennt, der weiss, wie toll sie erzählen kann. Und darum ist auch "Essen" viel mehr als nur eine Geschichtensammlung über Lebensmittel, sondern ein wahrer Lesegenuss!

 
 
 

Rachel Kushner, See der Schöpfung

Eine Agentenpersiflage, die grossen Lesespass verspricht:

Die Amerikanerin Sadie Smith wird von privaten Auftraggebern nach Frankreich in die Guyenne geschickt, wo sie eine linke Bewegung mit dem Namen "Die Moulinarden" unterwandern soll. Sie soll von ihren strafbaren Aktivitäten berichten oder wenn keine da sind, die Gruppe dazu bringen, einen Anschlag oder sowas ähnliches zu planen und auszuführen. Sadie liebt ihremn Job. Früher hat sie für Regierungen gearbeitet, aber da gab es ihr zu viele Regeln... Bei ihren jetzigen Auftrag hat völlig freie Hand. Und wie das häufig so ist, kommt es zweitens etwas anders als man denkt.

 

 

Nadège Kusanika, Unter derselben Sonne

Eine Kindheit im Kongo, eine Jugend und ein Erwachsenenleben in Deutschland.

Eindrücklich und farbenfroh schildert Kusanika ihre Kindheit in der Demokratischen Republik Kongo und dann anschliessend ihr Ankommen als Jugendliche in Deutschland, als junge Erwachsen, die manchmal das Gefühl hat, nirgends mehr dazuzugehören und trotzdem beiden Kulturen etwas Positives abgewinnen kann. Ein ganz toller Debütroman, der lange nachklingt...

 

 

 
 

Anika Decker, Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben

Nina, fast fünfzig, ist von ihrem Mann wegen einer Jüngeren verlassen worden, die Kinder sind ausgezogen, im Job läuft es nicht gerade rund, das Geld ist knapp, die Eineinhalb-Zimmer-Wohnung auch nicht wirklich gemütlich, man könnte also sagen, Ninas Leben ist an einem Tiefpunkt angekommen. Da verliebt sie sich auf einer Party in den fast zwanzig Jahre jüngeren David. Und auch das macht ihr Leben nicht einfacher. Was umgekehrt, älterer Mann mit junger Frau, gesellschaftlich kein Problem zu sein scheint, bereitet Nina  in dieser Konstellation viel Irritation aus ihrem Umfeld, so viel, dass sie an ihren eigenen Gefühlen anfängt zu zweifeln.

Dieser flott geschriebene Roman unterhält auf witzige und anregende Art, ohne plump zu wirken oder all zu viele Klischees zu bedienen.

Dieser Roman gibt es auch zur digitalen Ausleihe auf dibiost.ch

 

 

Cristina Henriquez, Der grosse Riss

Ein fesselnder Roman über die Geschichte vom Bau des Panamakanals.

Es gibt keine eigentliche Hauptfigur in diesem Buch, vielmehr beleuchtet Cristina Henriquez das Zeitgeschehen mit den verschiedensten Protagonisten. Angefangen mit Ada aus Barbados, die nach Panama gekommen ist, um Geld zu verdienen, über Omar, einer der weingen Einheimischen, die am Bau des Kanlas mithelfen zu Dr. Oswald, einem amerikanischen Arzt, der versucht, die Malaria zu bekämpfen. Diese und andere Schicksale werden zu einem bunten Lebensteppich verwoben und so entsteht beim Lesen ein faszinierendes Panoptikum dieses mittelamerikanischen Landes, anfangs des 20. Jahrhunderts.

Diesen Roman gibt es auch zur digitalen Ausleihe auf dibiost.ch

 

Isabel Bogdan, Wohnverwandtschaften

 

Constanze, frisch getrennte Zahnärztin, zieht aus einer Notlage heraus in eine Wohngemeinschaft. Wie läuft das, wenn nicht lauter Zwanzigjährige sondern reifere Semester zusammen wohnen? Zum einen gar nicht so viel anders, zum anderen stehen aber doch ganz andere Themen im Vordergrund: Arbeitslosigkeit, gescheiterte Lebensträume, sonstige Lebenskrisen und so weiter. Als beim Wohnungsbesitzer Jörg dann eine Demenz festgestellt wird, bringt das die Wohngemeinschaft bald einmal an ihre Grenzen, aber auch der Zusammenhalt wächst.

Eine tolle Geschichte, erzählt abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven der  einzelen WG-Mitlgieder. Zum Nachdenken, aber auch immer wieder zum Lachen.

Diesen Roman gibt es auch zur digitalen Ausleihe auf dibost.ch

Petra Pellini, Der Bademeister ohne Himmel

Die 15 jährige Linda ist eine Aussenseiterin, zutiefst unglücklich und spielt mit dem Gedanken, vor ein Auto zu laufen. Doch kann sie momentan weder ihren besten Freund Kevin, der ebenfalls an der Welt verzweifelt, noch den immer dementer werdenden Hubert, den sie an drei Nachmittagen die Woche betreut, alleine lassen. Und zweitens kommt es sowieso immer anders, als man denkt...

Ein feinfühliges Sozialdrama, für alle, die gerne die Romane von Alina Bronsky lesen oder generell Coming-of-Age-Geschichten mögen!

Diesen Roman gibt es auch als eAudio zur Ausleihe auf dibiost.ch

 

 

 

 
 
 

 

Ulla Scheler, Acht Wölfe, Heyne 2023

Spannung um Emotionen von der ersten bis zur letzten Seite

Acht junge Menschen unternehmen zusammen einen Abenteuer-Trip in der kanadischen Wildnis. Zusammen mit einem Guide wollen sie drei Wochen lang trekken. Doch als sie nach einigen Tagen zur ersten Versorgungshütte kommen, liegen dort keine neuen Vorräte bereit, sondern kiloweise Kokain. Mit Schrecken müssen die Teilnehmer feststellen, dass Ihr Führer Nick zu diesem Drogenring gehört und ihnen ab sofort nach dem Leben trachtet. Sie fliehen Hals über Kopf vom gemeinsamen Camp, hinein in eine unbekannte Wildnis. Bald merken die Trekker, dass sie nur überleben können, wenn sie zusammenhalten und gemeinsame Entscheidungen treffen, auch wenn sich in nicht alle mögen. Aber der kleinste Fehler kann tödlich für die ganze Gruppe sein.

Scheler erzählt eine unglaublich spannende Geschichte vom Überleben in der eiskalten Wildnis, von Gruppendynamik, Zusammenhalt, Schmerz und Durchhaltewillen. Grandiose Landschaftsbeschreibungen runden diesen Roman ab.

 

 

 

Elke Heidenreich, Frau Dr. Moormann & ich, Hanser

Frau Dr. Moormann nervt… Die nachbarschaftlichen Beziehungen sind etwas angespannt, immer ist da etwas, das ihr nicht passt, der Hund bellt zu laut, der Gehweg ist nicht gefegt etc.

Elke Heidenreich beschreibt mit feinem Humor die alltäglichen Querelen, die Auseinandersetzungen mit ihrer Nachbarin, die Bemühungen um den Hausfrieden, bis zu dem Tag, an dem Frau Dr. Moormann an einer hartnäckigen Grippe erkrankt. Steckt vielleicht doch mehr Menschlichkeit, Humor und Verträglichkeit in der alten Frau, als bis anhin vermutet?

Eine herzerwärmende Geschichte, liebevoll illustriert von Michael Sowa

Diesen Roman gibt es auch sowohl als eBook und als eAudio auf dibiost.ch zu Ausleihe